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[Grundsatzdiskussion] zur LG-Diskussionskultur!


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Aufgrund einer aktuell vorherrschenden Diskussionskultur, besonders auch im Bezug auf den Destiny-Thread, habe ich mir dazu durchgerungen, ein paar Zeilen zu verfassen. Kurzum: Keiner kann mit der aktuellen Situation so wirklich zufrieden sein. Ich bin es auch nicht. Und werde mich künftig auch verstärkt an der eigenen Nase nehmen. Die folgenden Zeilen haben mit Destiny zwar einen starken und ausgeprägten Hintergrund, könnten aber aufgrund so ziemlich jeder Diskussion hier entstanden sein.

 

Lest es euch durch, gebt, wenn ihr wollt, eure Meinung dazu ab.

ABER:

- Trolbeiträge (Rasta!) werden nicht geduldet!

- Selbstgefällige Einzeiler ohne wirkliche Aussage werden nicht geduldet!

 

Das ist ein ernst gemeinter Versuch, sich mit unserer Gesprächskultur auseinanderzusetzen. Ganz gleich ob nun Destiny, das "ResolutionGate" oder was auch immer der Hintergrund ist. Fundierte Beiträge, Ideen, konstruktive Gedanken - das wird hier gesucht. Es geht weder um Windeln, noch um sonst was!

 

Destiny

oder

Ein Traktat zur Selbstwahrnehmung

 

Spätestens seit dem Erscheinen des Spiels Destiny aus dem Hause Bungie - ein renommiertes Entwicklerstudio mit Fokus auf Ego-Shooter und insbesondere für die Halo-Marke bekannt - darf man wohl sagen: Es ist etwas geschehen im geweihten Land der Spieler. Sicherlich, seit Anbeginn der digitalen Zeitrechnung gab es sie, die Kriege und Gefechte um das bessere System, das bessere Spiel, den höheren Coolness-Faktor. Wir sehen uns aber nun einer vielleicht nicht ganz so neuen, dafür aber stark an Bedeutung gewinnenden Bedrohung respektive Art der Kriegsführung ausgesetzt: Der Wahrnehmung - und Durchsetzung! - der eigenen Meinung.

 

Rekapitulieren wir: Plus/minus 2011 war es, als erste Rätselfetzen zu einem neuen Spiel aus dem Hause Bungie die Runde machten. Bungie, Schöpfer von Halo. Bungie, die Jungs, die Multiplayer-Shooter auf Konsolen der Rede wert machten. Bungie, für einige die Götter, die die Coder von Rareware mal für andere waren. Bungie! Verdammt nochmal. Nein, da kann doch gar nichts schief gehen. Was ist es? Woran arbeiten sie? Im Frühjahr 2013 dann die Erlösung - der Titel aus der Götterschmiede hört auf den mystischen und schicksalsträchtigen Namen Destiny. Die Suppe wird heiss gerührt, enthüllte Vertragsdokumente, die schon früh darauf schliessen liessen, dass Bungie den Bund der Ehe mit Activision für mindestens 10 Jahre und - bei Erfolg - drei Destiny-Projekten eingegangen ist, waren das Salz, das die Suppe so früh schon überhaupt erst geniessbar gemacht hat. In den darauffolgenden Monaten liess es sich insbesondere Publisher Activision nicht nehmen, kräftig die Werbe- und Marketingtrommeln zu rühren. Bungie werde dort aufhören, wo sie mit Halo begonnen haben. An einem so genannten „Shared World Shooter“ werde gearbeitet. Den Begriff MMO verwendet man wohl bewusst nicht, sondern garniert die offizielle Ankündigung mit Begriffen wie „Teils Ego-Shooter, teils Open World mit Sandbox-Struktur, teils langlebiges Universum“.

 

Ausserdem: Destiny sei ein Novum im Konsolensektor. Internetanbindung wird nicht nur empfohlen - nein, sie wird gänzlich vorausgesetzt. Ebenso soll es zu Gameplay-Szenen im Weltall kommen. Die eigentliche Problematik beginnt allerdings mit Phrasen wie den folgenden:

 

  • Destiny soll das sein, was der Spieler daraus macht.
  • Destiny werde nie vom Spieler verlangen, sich mit anderen Spielern zusammenzuschliessen.
  • Man wolle Welten erschaffen, die man immer wieder besuchen möchte. Sie werde sich verändern und entwickeln, auch wenn man gerade nicht online ist.
  • Destiny soll grösser sein als alles, was Bungie bislang abgeliefert habe. Man erschaffe keine Missionen - man erschaffe Welten.

 

Und der offiziellen Website entnehmen wir:

 

  • „Begib dich auf ein episches Action-Abenteuer mit filmreifer Handlung, in dem du die Geheimnisse unseres Universum enthüllst und das zurückholst, was wir mit dem Untergang unseres Goldenen Zeitalters verloren haben.“
  • „Der nächste Schritt der Evolution der First-Person-Action eröffnet ein völlig neuartiges Spielerlebnis, in dem Handlung, kooperatives, kompetitives und öffentliches Gameplay sowie persönliche Aktivitäten in einer riesigen, dauerhaften Online-Welt nahtlos miteinander verbunden sind.“
  • „Verteidige die letzte sichere Stadt auf Erden. Besiege unsere Feinde. Erkunde die Ruinen unseres Sonnensystems. Finde all das wieder, was wir verloren haben. Werde zur Legende.“

 

Nun - all das schürt natürlich eine gewaltige Erwartungshaltung. Nie war die Rede davon, dass man „lediglich“ einen Shooter erhält, dessen Missionsablauf immer derselbe sein wird, dessen Grundkonzept auf Grinding und dem Absolvieren der immer selben Missionen fusst und - der den Spieler eben doch manchmal zwingt, kooperativ mit zwei Freunden loszulegen. Das nicht nur, weil es den Spassfaktor natürlich von Grund auf erhöht, sondern weil es eben manchmal doch von einer Mission vorausgesetzt wird. Um hier aber ehrlich zu bleiben: Für reine Storymissionen, so man sie denn so nennen kann, wird in der Tat nie ein zweiter und dritter Mitspieler benötigt.

 

Doch bevor wir uns darauf zu fest versteifen: Die Selbstwahrnehmung, die Wahrnehmung der eigenen Meinung zu einem Spiel, insbesondere einem Spiel wie Destiny, ist es doch, worum es geht. Und darum, wie sie ein eingespieltes Team wie dasjenige vom Lost-Gamers-Forum tief entzwei spaltet. Und hier unterscheiden wir grundsätzlich zwischen zwei Lagern: Für die einen ist Bungie - überspitzt gesagt - der eingangs erwähnte Gott, Schöpfer von Spiel XY. Wer Bungie und besonders Destiny kritisiert, hat erst einmal Unrecht, muss Destiny erst einmal 10 Jahre spielen, bevor er es überhaupt wagen darf, es zu kritisieren. Für die anderen ist Destiny eine seelenlose Kulisse, die abgesehen vom Gun- und Gameplay nichts zu bieten hat, ausser eben einer seelenlosen und inhaltsleeren Kulisse, die mittels Effekthascherei zum Ziel hat, über besagte Leere und Seelenlosigkeit hinwegzutäuschen. Dass man dem Spieler melken und ihm - notabene viel - Geld für DLCs aus der Tasche zu ziehen wagt, ist dabei der Gipfel und die Krönung der Frechheit. Für sie ist die Marketingmaschinerie von Destiny ein Inbegriff für das, was in der Moderne der Videospielära überhaupt falsch laufen kann.

 

Nun - wer behält Recht? Wessen Meinung ist die richtige? Die Antwort dürfte so ernüchternd wie überraschend wirken: Keine. Wieso zum Teufel streiten wir uns wie kleine Kinder, denen der Lolli in den Gulli gefallen ist? Wieso kommen wir überhaupt erst auf die Idee, unsere Meinung sei besser als die eines anderen, wo doch sowohl die eine als auch die andere ausreichend fundiert und verständlich dargelegt wurde? Hat jetzt Harry 'nen Dachschaden, weil er auch noch Spass an einem völlig übervermarkteten und unrunden Projekt findet? Oder ist radis Rektum mittlerweile so ausgeleiert, dass er auch nur daran zu denken wagt, auf das böse Omen, dessen Vorbote doch Destiny so eindeutig ist, aufmerksam zu machen?

 

Wir müssen, sofern wir uns nicht gegenseitig zerfleischen wollen, nicht nur den gemeinsamen Konsens wieder finden, einen gemeinsamen Nenner zum Führen einer Diskussion, sondern auch behutsam besorgt darüber sein, wie wir was sagen und wie wir was verstehen. Insbesondere als Kollektiv mit meist gemeinsamem Hintergrund - und unserer gemeinsamen Liebe zum Spiel. Wir müssen aufhören damit, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, in jedem Satz eine Bedeutung zu sehen, die nun wirklich nicht da ist und - noch viel wichtiger - nicht immer gleich alles persönlich nehmen. Destiny ist ein Spiel. Ein Spiel wie tausende vor ihm und - so der Gott Sonyntendosoft will - tausende nach ihm. Es hat seine Macken wie tausende vor und tausende nach ihm. Es macht Dinge richtig wie tausende vor und nach ihm. Es ist e-i-n S-p-i-e-l. Nichts, weswegen es sich lohnt, in diesem Ausmass zu streiten.

 

Ich wünsche mir für unsere Zukunft vor allem folgendes. Raum für Kritik, Raum für Lob, Raum für persönliche Meinung, Raum für ein diskutierendes Miteinander anstelle von einem destruktiven Gegeneinander. Es gab, gibt und wird Spiele geben, die spalten. Und das ist gut so. Destiny sicherlich mehr als andere. Lassen wir jene Spass am Spiel haben, die ihren Spass damit haben. Lassen wir jenen Raum für Kritik, die begründete Kritik daran zu äussern haben. Das ist gut, regt an, gibt Stoff, der uns wie Leim verbindet. Gestern, heute, morgen! Aber - um Himmels Willen - lasst uns das mit einer Kultur tun, für die wir als Menschheit mehrere tausend Jahre gekämpft haben. Mit einem Frieden, den wir uns teuer erkauft haben.

 

Danke fürs Lesen, danke für eure Zeit.

 

Ich liebe euch. :heil:

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  • 3 weeks later...

Ich möchte mich Radis Weckruf gerne anschliessen und apelliere hiermit an alle (mich eingeschlossen).

 

Diskussionen sind gut, da sie Perspektiven aufzeigen, die einem häufig verschlossen bleiben.

Diskussionen sind gut, weil man bei der Ausformulierung häufig ganz beiläufig die eigene Meinung hinterfragt.

Diskussionen sind gut, weil dadurch das Problembewusstsein gestärkt wird.

Diskussionen sind gut, weil sie auf ein urdemokratisches Verständnis beruhen, dass jedem Individuum die eigene Meinung zugesteht.

 

In diesem Sinne begrüsse ich jede Diskussion und verbale Auseinandersetzung, wenn Sie sachlich bleibt und argumentativ ausgefochten wird.

 

Diskussionen sind nicht gut, wenn ein Thema dadurch so aufgebläht wird, dass es in philosophische Traktate über das Leben, die Welt und überhaupt alles mündet. Dafür gibt es im Small-Talk-Bereich den Philosophiethread.

Diskussionen sind nicht gut, wenn persönliche Angriffe geführt werden, die nur der Auseinandersetzung halber geführt werden.

Diskussionen sind nicht gut, wenn sie als Vehikel für Trolling benutzt werden.

Diskussionen sind nicht gut, wenn erntshafte Beiträge konsequent ignoriert oder ins lächerliche gezogen werden.

Diskussionen, insbesondere schriftlicher Natur (da wir in einem Forum sind), sind nicht gut, wenn verschriftlichte Formulierungen im Wortlaut und nicht sinngemäss ausgelegt werden. Wir betreiben ein Gameforum. Die meisten sind tagsüber im Forum unterwegs und haben nicht stundenlang Zeit, um hieb- und stichfeste literarische Aufsätze zu verfassen. Dadurch werden Formulierungen nachlässig. Es liegt in der Natur der Sache, dass man deshalb den Sinn suchen muss und nicht auf den Wortlaut beharrt.

 

Dies ist nicht immer einfach. Ich bedauere es, wenn ich selbst ab und zu dabei versage. Da ich darauf hingewiesen werde, bin ich aber dankbar, dass ich mich entsprechend bessern kann.

 

Es ist aber ungemein frustrierend, wenn der typische LG-Humor mit hemmungslosem Getrolle über jede Grenzen hinweg verwechselt wird. Es wirft nicht nur ein schlechtes Licht auf unser ganzes Forum, sondern hindert es auch am natürlichen Wachstum. Warum sollten neue User je etwas posten, wenn sie sofort "angefickt" werden? Bedenkt einfach, dass wir schon lange nicht mehr im Forever Alone-Chat sind oder in der Anfangsphase von LG. Mittlerweile haben wir 4 Jahre auf dem Buckel und ziehen immer mehr Neulinge an, die nur bedingt Teil unserer Community werden wollen, wenn sie sich nicht ernstgenommen fühlen, oder zu Zielscheiben für die Langeweile gewisser Member werden.

 

Es geht hier beileibe nicht um eine "Wog 2.0-Entwicklung". Nichts liegt mir persönlich und dem ganzen Mod-Kollektiv ferner, als ausschliesslich über Verbote und Regeln zu operieren. Eine anständige Selbstkontrolle funktioniert aber nur, wenn man sich selbst und sein Handeln (-> Postings) immer und immer wieder hinterfragt. Geschieht dies nicht, geraten wir in eine Negativspirale aus aus dem Ruder laufenden Persönlichkeitsverletzungen, allgemein unattraktivem Erscheinungsbild und letztendlich möglicher Obsolidität.

 

Ich habe aus den Entwicklungen der Diskussionskultur in diesem Forum der letzten Jahre viele persönliche Schlüsse gezogen und vieles über die Wirkung von Satz und Wort gelernt. Dafür bin ich dieser Community sehr dankbar. Deshalb macht es mich traurig, dass Diskussion neuerdings häufig mit Keilerei verwechslet wird, Argumentation mit Beleidigung und Autausch mit Anfickerei.

 

Ich hoffe, dass das eine temporäre Phase ist und dass das wirklich Diskutieren nicht gänzlich erlischt. Dafür müssen wir aber alle sorgen. In diesem Sinne: seit euch dessen, wenn möglich, immer bewusst. Ich werde mir auch entsprechend grössere Mühe geben.

 

Danke, LG.

Ushan

bearbeitet von ushan
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Ich würde eure beiden Posts sehr gerne Liken, aber diese Funktion gibt es hier ja nicht (oder noch nicht). Finde das Thema sehr wichtig und werde mich in Zukunft sicherlich auch selbst an der Nase nehmen sollte es ausufern.

 

Auch versuche ich meinen Schreibstil von Freestyle in Normal zu wandeln ;)

Kenne die LG Community nun auch schon länger, und fühle mich sehr wohl hier, gerade weil es sehr viele verschiedene Spielerschaften zusammen bringt. Und ich kenne kein Forum wo sich PS/PC/Xboxer so gut zusammen vertragen.

 

In diesem Sinne Thumbs Up auf weitere spannende Spiele Jahre!

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